Wenn Sie sich für neurofunktionelle Techniken interessieren, sollten Sie hier anfangen. Ich werde versuchen Ihnen die Basisgrundlagen der Neurowissenschaft zu vermitteln. Zumindest diejenigen, die Sie für das Verständnis der Neurobionomy und andere neurofunktioneller Therapien benötigen.
Dabei lässt sich nicht vermeiden, dass ich viele komplexe Zusammenhänge stark vereinfachen muss. Dieses hilft uns die Konzepte zu verstehen, ist aber auf Kosten der wissenschaftlichen Genauigkeit. Dafür bitte ich im Voraus um Ihr Verständnis.
Unser Gehirn simuliert die Realität
Dieses ist sicherlich einer der wesentlichen Fakten, der gerne unter Studenten auf direkten Widerstand stößt. Aber es ist dennoch so : wir sehen nicht mit den Augen, sondern mit dem Gehirn. Wir hören nicht mit den Ohren, sondern mit dem Gehirn. Und Schmerz entsteht nicht in unserer Schulter oder unserem Nacken, sondern in unserem Gehirn.
Augen, Ohren, Schmerzrezeptoren oder Muskelspindeln senden nur elektrische Impulse, die am Ende der Nervenfasern chemische Reaktionen auslösen (die berühmten Neurotransmitter). Das ist alles, was sie machen können. Die Interpretation dieser Signale erfolgt im Gehirn. Je genauer und zahlreich diese Signale sind, desto einfacher wird es für das Gehirn diese richtig einzuordnen und dementsprechende Reaktionen hervorzurufen. Das was wir als reel wahrnehmen, ist also nur eine Berechnung anhand einer riesigen Anzahl von Informationen. Und wie alle Simulationen sind auch die des Gehirns Fehlern ausgesetzt.
Was beeinflusst diese Simulation ?
Die Berechnungen des Gehirns basieren auf Informationen der Sinnesorgane, des Bewegungsapparates, der Organe, des Immunsystems, des Hormonhaushaltes, unserer Erfahrungen, Emotionen und Vorstellungen. Diese werden permanent einbezogen, um eine angepasste Interpretation der Situation zu gewährleisten.
Wenn eine Informationsquelle zu wenig oder zu viel Input liefert, verändert sich die Gesamtberechnung und Interpretation der Situation. In der Neurobionomy sprechen wir von INDEF (Input Deficiency) und INDIS (Input Disturbance). Dieses erklärt unterschiedliche Reaktionen verschiedener Personen auf identische Reize. So kann eine Person, die sich einsam fühlt, den Kontakt einer Hand auf seiner Schulter als tröstend empfinden. Eine andere - je nach Erfahrungswerten - als bedrohlich oder (z.B. im Falle eines früheren Traumas) sogar als schmerzhaft. Der Reiz ist identisch, die Summe der Informationen hingegen unterschiedlich.